Roland Ostertag, Gedenkveranstaltung 15.März 2008, 18.00 Uhr,Gedenkstätte ZEICHEN DER ERINNERUNG
Heute vor 65 Jahren wurden von hier 234 Sinti nach Auschwitz deportiert, um dort ermordet zu werden. Nun bekommen auch diese Menschen, wie die fast 2500 Menschen jüdischen Glaubens 2006, endlich einen Ort der Erinnerung an ihr Leid und Leiden. Der einzige Ort in der Welt an dem sie verewigt sind. Ich bitte Sie um eine Minute der Stille, des Gedenkens an sie.
Ich danke Allen, die diese Veranstaltung vorbereitet haben, Herrn Stingele, danken allen Referenten, vor allem Herrn Dr. Janker, dessen jahrelanger Arbeit es zu verdanken ist, dass wir nach über 65 Jahren dieses Gedenken durchführen können.
Ich danke der israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg- IRGW, dass sie durch Herrn Fern und Herrn Landesrabbiner Wurmser spontan und selbstverständlich damit einverstanden waren, gemeinsam in dieser Gedenkstätte den von hier deportierten Sinti zu gedenken. Es kann ja nicht anders sein, dass diese Gedenkstätte für alle von hier deportierten Menschen ist, unabhängig ihres Glaubens, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Alters und Geschlechts.
Die 65 Jahre, die seit diesen grauenvollen Untaten vergangen sind, weisen auf die Schwierigkeit unserer Gesellschaft hin aus dem Vergessen, dem Verdrängen Erinnerung an die Vergangenheit und aktive Erinnerung in die Zukunft werden zu lassen: Was noch zu tun ist, dass dies nie wieder geschieht.
Die Verfolgung, die Ausgrenzung der Sinti und Roma, der „Zigeuner“, währt schon seit Jahrhunderten, wurde dann ab 1933 Staatsziel der Nazis, erster Höhepunkt Heinrich Himmlers „Auschwitzerlass“ vom 16.Dezember 1942. Dieser Erlass Ausgangspunkt auch der grausigen Ereignisse in diesem Land, in dieser Stadt, die zur Deportation von 234 Sinti von diesem Ort und deren fast vollständige Ermordung in Auschwitz führten.
Damit dieses Vergessen in Zukunft nicht mehr möglich ist, wiederhole ich meinen schon öfters vorgebrachten Vorschlag: In dieser Stadt, in der Innenstadt, endlich eine Gedenkstätte, ein Dokumentationszentrum, ein Ort der Information über die NS-Zeit in dieser Stadt, über und für alle Opfer des Nazi-Regimes einzurichten. So wie es in anderen Grosstädten, z. B. in Berlin, Hamburg, Köln schon seit Jahrzehnten der Fall ist. Die beabsichtigten Baumaßnahmen im Bereich zwischen Karlsplatz und Kaufhaus Breuninger, im Hotel Silber, Dorotheenstrasse 10, Sitz der Gestapo, Ort unfasslicher Grausamkeiten mitten in der Stadt, wäre meiner Ansicht nach selbstverständlicher Anlass, ich meine Pflicht dazu. Ich bitte, ich fordere dies im Namen der Ermordeten, der Opfer, auch im Namen der der gegenwärtigen und zukünftigen Bürgerinnen und Bürger der Stadt Stuttgart