1. Vorsitzender des Vereins ZEICHEN DER ERINNERUNG
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
mit Worten von Otto Rosenberg (1927 in Ostpreußen geboren, 2001 in Berlin gestorben), Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg haben wir – nach Musik durch die Gruppe Roszak – unser Gedenken hier am Zeichen der Erinnerung begonnen.
Danken möchte ich Ihnen im Namen unserer Initiative sehr herzlich für Ihr Kommen, die meisten von Ihnen nahmen zuvor schon am ökumenischen Gottesdienst in der Stiftskirche teil und bleiben – so hoffe ich – auch noch zur Ausstellungseröffnung in der Martinskirche.
Dies umso mehr, als Herr Klegraf und ich bei einer Vor-Ort Besprechung gestern feststellen mussten, dass die Gedenkstätte in jüngster Zeit von Vandalen heimgesucht wurde. Nahezu die Hälfte der hier an der Namenswand im Boden eingelassenen Beleuchtungskörper wurden zerstört. Wir sind fassungslos und zutiefst bestürzt. Was motiviert Menschen zu solcher Tat an einem solchen Ort?
Im Juni 2006 konnte diese Gedenkstätte eingeweiht werden und war den jüdischen Opfern gewidmet. In der Folge wuchs die Erkenntnis, dass wir auch anderer Gruppen gedenken wollen und so fand heute vor 10 Jahren zum ersten Mal eine Gedenkfeier statt für die von Stuttgart nach Auschwitz deportierten Sinti. Im Sommer 2008 wurden auch die Namen dieser Opfer auf der Wand angebracht.
Als Gedenktag wurde damals der 15. März gewählt, da an jenem Montag im Jahr 1943 der erste und größte Transport mit 233 Sinti aus Stuttgart abging. In den folgenden Monaten folgten weitere Transporte. Daher stehen hier – unter den etwa 2200 Namen jüdischer Opfer – in 2 langen Zeilen 261 Namen. Aus Baden-Württemberg wurden weit mehr Sinti und Roma deportiert, insgesamt töteten die NS-Täter rund eine halbe Million Sinti und Roma in den Vernichtungslagern.
In Otto Rosenbergs Buch „Das Brennglas“, 1998 erschienen – eine erschütternde Lektüre – steht an anderer Stelle (wir hören es nachher im Kontext) „Wie das, was von der SS und, wie man so sagt, von Deutschen wie du und ich, getan wurde, überhaupt geschehen konnte, das übersteigt den Horizont. Das begreift niemand. Niemand weiß, warum Menschen so sein können.“
Dies Unbegreifen – formuliert vor 20 Jahren – hat nicht nachgelassen und motiviert uns alle, Zeichen der Erinnerung zu setzen, jeden Tag an jedem Ort, motiviert uns, aus dem Wissen um die Vergangenheit die Gegenwart und die Zukunft zu gestalten und alles in unserer Macht stehende zu tun, dass der manchmal schon abgegriffen wirkende Apell „Nie wieder“ Kraft und Bedeutung hat und hält.
Dass so viele heute hier her gekommen sind, macht Mut und dankbar.
Erlauben Sie mir, einige unter Ihnen namentlich zu begrüßen, so Frau Staatssekretärin Schopper und Herrn Bürgermeister Dr. Schaier, die Worte für das Land und die Stadt sprechen werden und denen ich dafür danke,
Herrn Daniel Strauss vom Landesverband Sinti und Roma
Herrn Guckelsberger für das Lesen aus Otto Rosenbergs „Brennglas“ und den Musikerinnen der Gruppe Rozsak
Den Jugendlichen, die nachher die Namen der 261 Sinti lesen, für jeden eine Kerze entzünden und an die Namenswand stellen, den Schulleitungen der Hedwig-Dohm-Schule und der Alexander-Fleming-Schule und den Kolleginnen und Kollegen der Yad-Vashem-Gruppe für die große Bereitschaft zur Kooperation mit „Zeichen der Erinnerung e.V.“
Herrn David Weiss für die Ausstellungsbetreuung und einführenden Worte
Frau Pfarrerin Juliane Jersak von der Nordgemeinde für die exzellente Zusammenarbeit
Begrüßen möchte ich unter den vielen Ehrengästen
Unseren Landesbischof Frank Otfried July
Mitglieder des Landtages und der Landesregierung von Baden-Württemberg
Mitglieder des Gemeinderats, des Bezirksbeirats Nord und der Verwaltung der Landeshauptstadt Stuttgart
VertreterInnen der Kirchen und Religionsgemeinschaften, insbesondere der IRGW mit Frau Prof. Barbara Traub, die nachher in doppelter Funktion für die IRGW und ZdE zu uns sprechen wird.
Danken für die Präsenz und Berichterstattung in den Medien
Und zuletzt einen sehr herzlichen Gruß in die Hermann-Kurz-Straße senden zu Prof. Roland Ostertag und seiner Gattin, die heute hier nicht teilnehmen können. Er ist seit Freitag nach 10wöchigem Krankenhausaufenthalt wegen zweier Beinbrüche wieder zu Hause und muss erst zu Kräften kommen.
Dass es die Gedenkstätte „ZdE“ gibt, ist ihm – zusammen mit weiteren höchst engagierten Mitstreitern wie z.B. Michael Kienzle und Jupp Klegraf – zu danken und wird nicht vergessen.
Nun möchte ich Frau Staatssekretärin Schopper und Herrn Bürgermeister Dr. Schairer um ihre Grußworte bitten.
→ Theresa Schopper |