Max Isidor Bodenheimer

* 21. März 1865 in Stuttgart,
† 19. Juli 1940 in Jerusalem

»Für ein neues jüdisches Selbstbewusstsein«

»Zio­nis­ten aller Län­der ver­ei­nigt Euch!« – mit die­sem Auf­ruf beginnt Max Boden­hei­mer einen Arti­kel in der Zeit­schrift Meno­rahim Sep­tem­ber 1891. Damit stellt er sich an die Spit­ze der jun­gen zio­nis­ti­schen Bewe­gung in Deutschland.

Das ers­te Blatt der Ham­bur­ger Zeit­schrift Die Meno­rah vom 4. Sep­tem­ber 1891 mit Max Isi­dor Boden­hei­mers Auf­satz »Zio­nis­ten aller Län­der ver­ei­nigt Euch!«

Boden­hei­mers Stutt­gar­ter Eltern­haus pflegt den Kon­takt zum nicht­jü­di­schen Umfeld. Auch er selbst sucht wäh­rend sei­nes Jura­stu­di­ums die Nähe zu deutsch­na­tio­na­len Krei­sen, die ihn aber durch anti­se­mi­ti­sche Aus­fäl­le ver­let­zen. 1889, unter dem Ein­druck von Berich­ten über die Ver­fol­gung von Juden in Russ­land und Ost­eu­ro­pa, ändert Boden­hei­mer sei­ne Über­zeu­gung: Die Juden sol­len sich nicht um voll­stän­dig Ein­glie­de­rung bemü­hen, son­dern selbst­be­wusst als ein eigen­stän­di­ges Volk neben die ande­ren Völ­ker Euro­pas tre­ten. Für die ver­folg­ten Juden Ost­eu­ro­pas sieht er den Auf­bau eines eige­nen Staa­tes als Ziel an, an eine Aus­wan­de­rung der deut­schen Juden denkt er nicht. Jüdi­sches Natio­nal­ge­fühl und deut­sche Vater­lands­lie­be las­sen sich für ihn so gut ver­ein­ba­ren, wie die »Lie­be eines Kin­des zur Mut­ter mit der zum Vater.« Für die Mehr­heit der deut­schen Juden die­ser Zeit gehen Boden­hei­mers Gedan­ken aller­dings zu weit: Sie suchen die Assi­mi­la­ti­on, sehen sich als jüdi­sche Deut­sche – und nicht wie Boden­hei­mer als Juden in Deutschland.

 

Die fünf Mit­glie­der zäh­len­de Abord­nung unter Theo­dor Herzls Füh­rung auf dem Deck des Schif­fes nach Paläs­ti­na im Jah­re 1898; links hin­ter Herzl ist Max Isi­dor Bodenheimer

Mit Publi­ka­tio­nen und in Hilfs­ver­ei­nen für jüdi­sche Paläs­ti­na-Aus­wan­de­rer aus Ost­eu­ro­pa arbei­tet Boden­hei­mer von 1891 an uner­müd­lich für sei­ne Idea­le. Tief beein­druckt von Theo­dor Herzls Schrift Der Juden­staat (1896) grün­det Boden­hei­mer mit Gleich­ge­sinn­ten die 1897 die »Zio­nis­ti­sche Ver­ei­ni­gung für Deutsch­land« (ZVfD). Mit Herzl, dem er auch bald freund­schaft­lich ver­bun­den ist, arbei­tet er in den nächs­ten Jah­ren eng zusam­men. Auch an dem außer­ge­wöhn­li­chen Emp­fang Herzls durch Kai­ser Wil­helm II. auf des­sen Paläs­ti­na­rei­se 1898 nimmt Boden­hei­mer teil. Boden­hei­mer, bis 1910 Vor­sit­zen­der der ZVfD, über­nimmt zudem wei­te­re Auf­ga­ben in der inter­na­tio­na­len zio­nis­ti­schen Bewe­gung. Um 1910 tritt eine radi­ka­le­re Gene­ra­ti­on im ZVfD an; sie for­dert als Lebens­pro­gramm eines jeden deut­schen Zio­nis­ten die Über­sied­lung nach Paläs­ti­na. Boden­hei­mer lehnt dies ab und legt den Vor­sitz des ZVfD nie­der. Einst von ihm als Zuflucht für die bedräng­ten Juden Ost­eu­ro­pas gedacht, wird Paläs­ti­na 1935 für Boden­hei­mer selbst und sei­ne Frau zum Ort der Ret­tung. hs

Max Isi­dor Boden­hei­mer pflanzt einen Baum im Vor­gar­ten des jüdi­schen Natio­nal­fonds in Jeru­sa­lem, 1936

Max Isi­dor Boden­hei­mer: So wur­de Isra­el. Aus der Geschich­te der zio­nis­ti­schen Bewe­gung. Hrsg. von Hen­ri­et­te Han­nah Boden­hei­mer. Frank­furt a. M. 1958.