* 19. Dezember 1868 in Buchau am Federsee,
† 24. August 1954 in San Francisco
»Vom Unternehmer zur Hilfskraft«
Am 17. Juni 1937 enteignen Nationalsozialisten Martin Erlangers Firma – die ehemals bekannteste Pferdehandlung Oberschwabens. Erlanger flüchtet nach San Francisco zu seinem bereits emigrierten Sohn, dem Juristen Helmut Erlanger. Ohne Englischkenntnisse fehlt dem einst erfolgreichen Geschäftsmann in Amerika die Perspektive, seinen Beruf weiter auszuüben. Er muss sein Geld nun unter anderem mit Putzarbeiten und als Packer verdienen
Nach seiner kaufmännischen Ausbildung in Ulm tritt Erlanger 1885 in der Firma seines Vaters ein. Die »Pferdehandlung Isaak Erlanger, Buchau/Federsee« gründet 1911 eine weitere Niederlassung in Ravensburg und entwickelt sich unter Martin Erlangers Leitung schnell zum Hauptsitz. Als sich auch seine Brüder Louis und Moses im Geschäft beteiligen, prosperiert das traditionell jüdische Gewerbe unter dem Namen »Firma Gebrüder Erlanger, Ravensburg und Buchau«. Mit Stallungen in Buchau und in der Meersburger Straße in Ravensburg, die jeweils Platz für dreißig Pferde bieten, ist die Firma Erlanger während des Ersten Weltkrieges ein wichtiger Lieferant von Pferden für das Militär. Zu den Kunden gehören neben örtlichen Bauern und großen Brauereien auch Herzog Albrecht von Württemberg in Altshausen und der Fürst von Zeil. Gesundheitliche Gründe zwingen Erlanger 1928 das Geschäft vorerst aufzugeben. Er zieht mit seiner Familie nach Tübingen. Erst im September 1933 nimmt er den Betrieb wieder auf. In den folgenden Jahren erschweren immer neue antijüdische Maßnahmen seine Arbeit – die Enteignung wird zur letzten Etappe seiner Ausgrenzung aus dem Wirtschaftsleben. sm
Lilli Zapf: Die Tübinger Juden. Eine Dokumentation. 3.Aufl. Tübingen 1981. S. 128f.