Wir alle erinnern uns an die sehr bewegende Rede, die Inge Auerbacher am 27.01.2022 im deutschen Bundestag gehalten hat. Gesundheitliche Gründe machten einen erneuten Deutschland-Besuch der in New York lebenden Zeitzeugin unmöglich. Wir danken für ihre Botschaft, die wir hier abdrucken:
Es tut mir sehr Leid, dass ich nicht persönlich heute bei euch bin, da ich momentan Probleme mit meinem Rücken habe und momentan nicht reisen kann. 80 Jahre sind hinter uns als ich mit meiner Puppe Marlene und Eltern am Killesberg in Stuttgart ankamen. Es war der XIII‑1 Transport, der am 22. August, 1942 nach Theresienstadt ging. Ich war 7 Jahre alt und die Jüngste von ca. 1100 Personen. Meine Nummer war: XIII‑1–408. Wir mussten uns in einer großen Halle ohne Betten, Matratzen, und wenig Stühle aufhalten. Hilflose ältere Menschen heulten und schrien vor Angst durch die Nächte die wir dort verbringen mussten. Nach einigen Tagen war der Personenzug bereit, vom Nordbahnhof in Stuttgart uns in die Hölle Theresienstadt zu bringen. Der Zug war voll gedrängt mit hilflosen Menschen. Die Fahrt dauerte ein paar Tage. Wir kamen in Bauschowitz an; ein Vorort von Theresienstadt. Bald umzingelte uns das Garnisonsstädtchen mit Backsteinmauern, Holzzäune und Stacheldraht. Das Gebiet war voll mit Ungeziefer: Ratten, Mäuse, Wanzen, Flöhe und Schmutz. Theresienstadt sollte dienen als Vorort zu der Vergasung in Auschwitz, oder vom Hunger und Krankheiten in Theresienstadt zu sterben. Das KZ wurde endlich am 8. Mai 1945 von der Roten Armee befreit. Ich war 10 Jahre alt. Einige Zeit nach der Befreiung holte uns ein Autobus von Stuttgart ab. Ganz wenige Personen von unserem Transport hatten überlebt. Meine Eltern und ich zogen 1946 nach New York, wo ich heute noch wohne. Soviel ich weiß, bin ich das einzige Kind von allen Transporten, die aus Stuttgart gingen, das am Leben blieb.
Ich schließe mit meinem Herzenswunsch:
Menschenhass ist etwas Schreckliches.
Wir sind als Brüder und Schwestern geboren. Mein innigster Wunsch ist die Versöhnung aller Menschen. Sei Hüter deiner Schwestern und Brüder, dann wird dein Glück immer blühen. Wir sind alle als Kinder Gottes geboren. Für Einigkeit und Frieden öffnen sich die Tore. Die Vergangenheit darf nie vergessen werden.
Zusammen wollen wir beten für Einigkeit auf Erden. Lasst uns gemeinsam einen neuen Morgen sehen. Dieser Traum soll nie verloren gehen.