* 18. August 1880 in Esslingen am Neckar,
† 8. September 1948 in Stötten (Ostallgäu)
Karrierist im NS-Kulturbetrieb
Georg Schmückle wächst in Deutschland und Italien auf, wo sein Vater in San Remo zwei Hotels besitzt. Dort lebt die Familie im Winter, den Sommer verbringt man in Silvaplana. Die Familie ist wohlhabend und verkehrt in den besten Kreisen. Im Hotel des Vaters sind prominente Persönlichkeiten sowie Mitglieder des europäischen Hochadels zu Gast. In seinen 1936 erschienenen Lebenserinnerungen Mein Leben streicht Schmückle die angeblich engen Freundschaften seines Vaters zu Friedrich Nietzsche und seiner Mutter zur österreichischen Kaiserin Elisabeth wie auch zum deutschen Kronprinzen stark heraus.
Von Schmückles fünftem Lebensjahr an ist die Familie den Sommer über in Backnang, wo er die Lateinschule besucht. 1882 stirbt der Vater, die Familie übersiedelt dauerhaft nach Deutschland. Schmückle macht am Esslinger Gymnasium das Abitur und geht zum Militär, wo er als Artillerist bis zum Hauptmann aufsteigt und verschiedenen Auszeichnungen erhält. Nach dem Militärdienst tritt Schmückle einem Freikorps bei. Diese rechtsradikalen Verbände akzeptieren das revolutionäre Ende des Kaiserreichs 1918 nicht. So bekämpfen sie in den ersten Jahren der Weimarer Republik linke Parteien und Gruppierungen, denen sie die Schuld für Niederlage und Umbruch geben. Die Gewaltbereitschaft und Brutalität der Freikorpsmitglieder ist gefürchtet. Zudem gründet Schmückle 1918 den Schwäbischen Bund, eine extrem nationalistische Monatszeitschrift, die sich scharf gegen die Weimarer Republik richtet. In Tübingen und Berlin studiert er schließlich Jura und ist nach seiner Promotion als Richter und Staatsanwalt in Stuttgart tätig. Eine Aufführung von Dantons Tod im Württembergischen Staatstheater, bei der 1924 die Marseillaise gesungen wird, nutzt Schmückle für diffamierende Angriffe gegen den Intendanten. Im anschließenden Beleidigungsprozess wird Schmückle 1924 freigesprochen. In dieser Zeit verliert er sein Amt als Richter; etwaige Zusammenhänge sind unklar, doch stilisiert sich Schmückle später als politisches Opfer. Er arbeitet anschließend als Leiter einer Fabrik. Schon Anfang der 1920er Jahre erscheinen erste Werke, darunter Haubitzen vor! Vormarscherinnerungen eines nachführenden Offiziers (1923). Schmückles Werke, Erzählungen, Dramen und Gedichte handeln meist von Themen der deutschen Geschichte, die er der nationalsozialistischen Ideologie entsprechend deutet. 1931 tritt Schmückle in die NSDAP ein. Er glaubt fest an die nationalsozialistische Bewegung und ist fasziniert von Adolf Hitler: »Er hat meinen Glauben an Deutschland, der sinken wollte, wieder emporgerissen und hat mich die Stunde erleben lassen, an die ich nicht mehr geglaubt, die Stunde der Rettung.« Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller macht Schmückle rasch Karriere im nationalsozialistischen Kulturbetrieb: Im November 1933 wird er Landesleiter der Reichsschrifttumskammer und Gaukulturwart. Im Jahr darauf erhält er den »Schwäbischen Dichterpreis«. 1939 wird er zudem Direktor des Schiller-Nationalmuseums in Marbach am Neckar. Nach dem Krieg wird Schmückle interniert, seine Werke verboten. Im April 1947 aus Gesundheitsgründen entlassen, stirbt er im September 1948. iw
Georgia Hauber: Georg Schmückle. In: Von Weimar bis Bonn. Esslingen 1919–1949. Esslingen 1991. S. 475–477.