Vom 11. Jahrhundert an lebten Juden auf dem Gebiet des heutigen Württembergs. Dabei wechselten Phasen des friedlichen Zusammenlebens mit brutalen Verfolgungen und Vertreibungen ab, die einen ersten traurigen Höhepunkt im Umfeld der europäischen Pestepidemie 1348/49 erreichten. Die schrittweise Rückkehr jüdischen Lebens blieb Episode: Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Juden aus den Reichsstädten und dem Herzogtum vertrieben. Bis auf wenige Ausnahmen lebten danach bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts keine Juden im Herzogtum Württemberg. Eine ganze Reihe kleinerer Territorialherren erlaubte ihnen freilich die Ansiedlung gegen die Zahlung von Schutzgeldern. Für die Sicherung ihres Daseins waren ihnen oft nur Kleinhandel und Geldverleih erlaubt. So entstand zwischen Tauber und Bodensee ein Landjudentum.
Mit den politischen Veränderungen nach 1803 gingen zahlreiche ehemals selbständige Territorien im Königreich Württemberg auf. Für ihre jüdischen Einwohner, die in diesen Gebieten bislang in unterschiedlichen rechtlichen und wirtschaftlichen Bedingungen gelebt hatten, begann das Ringen um rechtliche Angleichung an die christlichen Mitbürger. Doch erst 1864 waren sie in jeder Hinsicht den Nichtjuden gleichgestellt.
Auch die soziale Struktur der jüdischen Gemeinschaft änderte sich im 19. Jahrhundert. Zahlreiche Juden wanderten vom Land in die Städte, wo sie sich im Ausbau von Handel und Industrie engagierten. Die Mehrheit assimilierte sich zu Württembergern jüdischen Glaubens. Ende des 19. Jahrhunderts sahen sich die Juden einem wachsenden Antisemitismus ausgesetzt. Die Nationalsozialisten begleiteten schließlich ihren Aufstieg in der Weimarer Republik mit unablässiger antijüdischer Hetze. Die jüdischen Bemühungen um Toleranz und Akzeptanz wurden von der Propaganda der Nationalsozialisten übertönt.
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