* 29. Januar 1894 in Bad Mergentheim,
† 7. August 1933 im Kleinenberger Wald bei Paderborn
»Auf der Flucht erschossen«
»Ich will lieber die Schutzhaft ertragen, als dass man mich feig und treulos nennen könnte«, so begründet der Journalist Felix Fechenbach gegenüber seiner Frau, warum er vor den Nationalsozialisten nicht geflohen ist. Dieser Mut wird ihm zum Verhängnis. In den politischen Kämpfen der 1930er Jahre ist der begabte Redner und Journalist den Nationalsozialisten zum verhassten Gegenspieler geworden. Kaum haben sie im Januar 1933 die Macht übernommen, wird er inhaftiert und im selben Jahr »auf der Flucht erschossen«.
Fechenbach stammt aus kleinen Verhältnisse im nordwürttembergischen Bad Mergentheim. Eine Kaufmannsausbildung führt ihn nach Frankfurt, wo sein Engagement für die Sozialdemokratie beginnt. Nach einer Verletzung wird er 1915 von der Front nach München versetzt, wo er seit 1912 gelebt hatte. Fechenbach intensiviert seine politische Arbeit und schließt sich dem Pazifisten Kurt Eisner an. Bei der erfolgreichen Revolution in München im November 1918 agiert Fechenbach als dessen rechte Hand. Eisner, nun Ministerpräsident des Freistaates Bayern, behält Fechenbach als Büroleiter. Unter den inneren Spannungen und dem Terror rechter Kräfte zerbricht Eisners Regierung 1919. Eisner wird ermordet, Fechenbach, der die Gefahr gesehen hatte, wird für einige Wochen inhaftiert. 1922 strengen nationalkonservative Kräfte einen Prozess gegen ihn an. Er soll den deutschen Kriegsgegnern gefälschte Dokumente über die Kriegsschuld Deutschlands geliefert haben. Fechenbach wird zu elf Jahren Zuchthaus wegen Landesverrats verurteilt. Der Prozess und die anschließende Auseinandersetzung um die Freilassung Fechenbachs werden zum Prüfstein für die Unabhängigkeit der Justiz und die Verhältnisse in der Weimarer Republik. Fechenbach kommt nach zwei Jahren frei und arbeitet anschließend als Journalist und Schriftsteller (unter anderem von Stücken für das Kaspertheater) in Berlin. 1929 wird er Redakteur beim sozialdemokratischen Detmolder Volksblatt. Vor allem mit der satirischen Kunstfigur des »Nazi Jüskens« bringt er fortan die Nationalsozialisten gegen sich auf. Unter dem Vorwand, er solle nach München transportiert werden, wird Fechenbach am 7. August in Detmold aus der Schutzhaft abgeholt. Wenig später wird er im Kleinenberger Wald bei Paderborn ermordet. hs
Hermann Schueler: Auf der Flucht erschossen. Felix Fechenbach 1894–1933. Köln 1981.