* 6. September 1936 in Stuttgart,
† 26. März 1942 in Riga
Fünf Jahre alt. Deportiert. Ermordet
»Ruth Sara Lax. Transport No. 202«. Ein Name. Eine Nummer. In weißer Farbe auf einem dunklen Koffer. Nur für wenige Augenblicke ist der Koffer im 1941 gedrehten Propagandafilm über das Sammellager auf dem Stuttgarter Killesberg im Bild zu sehen. Der Koffer gehört der fünfjährigen Ruth, die zusammen mit ihrer Mutter Edith Lax am 1. Dezember 1941 vom Sammellager Killesberg zum Inneren Nordbahnhof getrieben und von dort aus ins Lager Jungfernhof bei Riga deportiert wird. Am 26. März 1942 werden die beiden zusammen mit rund 1600 »arbeitsunfähigen« Erwachsenen und Kindern in einer Massenexekution im Hochwald Bikernieki bei Riga ermordet.
Nur in groben Umrissen lässt sich das Leben der Stuttgarter Familie Lax rekonstruieren: Der 1894 geborene Vater Arthur Lax stammt aus Wien, die Mutter Edith, geborene Bickert, Jahrgang 1905, aus Braunschweig. Von 1926 an findet sich Arthur Lax, von Beruf Vertreter, im Stuttgarter Adressbuch mit der Anschrift Olgastraße 131. Von 1937 bis 1939 verzeichnet das Adressbuch die Tulpenstraße 14 im Stuttgarter Süden als Wohnsitz. Dort verbringt die 1936 geborene Tochter Ruth ihre ersten Lebensjahre. Wohl nach den Novemberpogromen 1938 emigriert Arthur Lax in die USA mit der Absicht, seine Frau und seine Tochter bald nachkommen zu lassen. Warum Edith Lax mit ihrer Tochter Ruth ihrem Mann nicht folgt, lässt sich nicht mehr ermitteln. 1939 gibt Edith Lax ihre Wohnung in der Tulpenstraße auf und zieht zu ihrer verwitweten Mutter in die Koppentalstraße. Um den 20. November 1941 erhält Edith Lax einen Brief der »Jüdischen Kultusvereinigung Württemberg«, in dem sie – auf Anordnung der Geheimen Staatspolizei Stuttgart – dazu aufgefordert wird, sich zusammen mit ihrer Tochter Ruth ab dem 26. November für einen »Evakuierungstransport nach dem Osten« bereit zu halten. Mitnehmen dürfen Mutter und Tochter allerdings nur das Nötigste: unter anderem ein bis zwei Koffer. ar
Ruth »Sara« Lax, 5 Jahre alt, deportiert nach Riga. Deportation und Vernichtung badischer und württembergischer Juden. Wanderausstellung des Bundesarchivs – Außenstelle Ludwigsburg, des Staatsarchivs Ludwigsburg und des Stadtarchivs Ludwigsburg. Konzeption und wissenschaftliche Bearbeitung: Dorothee Weitbrecht und Volker Rieß. Ludwigsburg 2002. S. 9–12.