* 5. Juli 1894 in Prag,
† 1. April 1966 in London
»Mit dem Ehrenkreuz ins Konzentrationslager«
Am 2. Mai 1935 erhält Victor Strauss das »Ehrenkreuz für Frontkämpfer« für seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg – drei Jahre später deportiert die Gestapo den jüdischen Textilwarenvertreter ins Konzentrationslager im württembergischen Welzheim.
Victor ist acht Jahre alt, als seine Familie 1902 von Prag nach Bad Cannstatt übersiedelt. Nach erfolgreichem Abschluss des Königlichen Gymnasiums tritt er in die »Mechanische Gurten- und Bandweberei B. Gutmann & Marx« ein und arbeitet zunächst als kaufmännischer Lehrling, dann als fester Mitarbeiter. 1914 meldet sich Strauss als Kriegsfreiwilliger beim Feldartillerie-Regiment 13. In der Garnison Ludwigsburg erfolgt die halbjährige militärische Ausbildung, danach kämpft Strauss an verschiedenen Fronten: zunächst in Nordpolen, anschließend in Flandern und erneut an der Ostfront. Als Vierundzwanzigjähriger wird er zum Leutnant der Reserve befördert und bekommt das Eiserne Kreuz zweiter Klasse verliehen. Zurück in Stuttgart nimmt Strauss seine alte Position bei der Firma »Gutmann & Marx« wieder auf und heiratet seine Kusine Marianne Melzer. Zwei Söhne kommen zu Welt, die Familie zieht aus dem Elternhaus von Victor Strauss aus und nimmt zuerst in Cannstatt, später in Degerloch eine eigene Wohnung. 1925 macht sich Strauss als Textilwarenvertreter selbstständig. Den wachsenden Druck auf die Juden spürt die Familie Strauss: Sohn Helmut muss 1933 das Gymnasium verlassen. Im November 1938 schließt Strauss aufgrund fehlender Aufträge seine Firma, Frau und Kinder emigrieren nach Prag. Einen Monat wird Strauss im Konzentrationslager Welzheim gefangen gehalten, danach flieht er im März 1939 nach England. In London trifft sich die Familie wieder. 1941 bekommt Strauss eine Arbeitserlaubnis und eine Stelle in der Firma »A. Sinclair & Co«. Sein Sohn Kurt überlässt 2002 die militärischen und persönlichen Briefe aus dem Besitz seines Vaters dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart. cp
Victor Strauss’ Nachlass befindet sich im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Bestand M 660/325); er besteht aus der Feldpost des Jahres 1915 sowie weiteren Dokumenten