Wolfram Isele: Denkmal für die Mulfinger Kinder
Wilhelmstraße (M) 3
70182 Stuttgart
S‑Mitte
Denk-mal – damit die Erinnerung bleibt
In Stein gehauene Aktenordner, greifbar zwar, aber unverrückbar.
Zwei Ordner sind geöffnet und informieren den Betrachter in zwei knappen Sätzen.
“Verlegung von der Erziehungsanstalt St. Josephspflege nach Birkenau.”
und
“Fürsorgeerziehung endet wegen Tod.”
39 Aktenordner stehen für 39 Kinder und ihr bürokratisch besiegeltes Lebensende im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Als Sinti und Roma wurden sie durch die Stuttgarter Jugendwohlfahrtsbehörde von ihren Eltern getrennt, als Fürsorgezöglinge in der St. Josephspflege in Mulfingen bei Crailsheim untergebracht und am 9. Mai 1944 der Vernichtung in den Gaskammern überstellt.
Denk-mal – für verantwortliches Handeln
In Stein gehauene Aktenordner stehen für die Erinnerung an unverantwortliches bürokratisches Handeln, die Verstrickung der Sozialbürokratie und der sozialen Arbeit in eine menschenverachtende Ideologie, ein Wegschauen und nicht wahrhaben wollen, ein unreflektiertes Verharren in Routine.
Erinnerung ist Verpflichtung:
Individualität und Eigensinn zu achten, berufliche Routinen selbstkritisch zu überprüfen, Zivilcourage im Arbeitsalltag zu zeigen.
Das Denkmal geht auf eine Initiative von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jugendamtes zurück und wurde gemeinsam von Personalrat und Amtsleitung in Auftrag gegeben.
Die künstlerische Gestaltung lag in den Händen von Wolfram Isele.
Das Denk-mal steht im Foyer des Jugendamtes der Landeshauptstadt Stuttgart, Wilhelmstraße 3.
Quelle: Flyer
Herausgegeben von Amtsleitung und Personalrat des Jugendamtes der Landeshauptstadt Stuttgart, Sommer 2002
← Urbanstraße 20 | → Wilhelmstraße 12 (Ca) |